Es war einmal...

Geschichte

Der älteste Teil des Schlosses ist der zentrale Turm. Er wird um 1200 erbaut und gehört damals in den Einflussbereich des Bischofs von Konstanz. 1201 wird Rudolf von Roggwil erwähnt, von dem man annimmt, dass er den Turm bewohnt.

Die Herren von Roggwil steigen kurz darauf in Konstanz zu einer angesehenen Patrizierfamilie auf. Sie gehören bald zum Rittertum und stellen 1285 den Ammann in Konstanz. Ihr Familienwappen wird von der Gemeinde Roggwil 1939 als Gemeindewappen übernommen.

Aber erst 1399 wird der Turm als Gebäude in einer schriftlichen Quelle erwähnt. Zu dieser Zeit ist er Lehen des Abtes von St. Gallen.

Aus dem Turm entsteht dann über die Jahrhunderte hinweg das Schloss in seiner heutigen Form. Im 15. Jh. erwirbt die Familie Mötteli von Rappenstein, eine reiche, geadelte Kaufmannsfamilie aus Ravensburg, den Turm. Sie erweitert ihn um die beiden repräsentativen Seitenflügel und das Treppentürmchen im spätgotischen Stil. Nach einer Streitigkeit mit den Herren von Schloss Hagenwil erklärt der Abt von St. Gallen 1517 das Schloss zum Freisitz. Es gelangt durch Heirat 1578 an die Familie Studer von Winkelbach. Diese Familie baut das Schloss 1606 – diese Jahreszahl ist heute am Turm wieder sichtbar – zu einem barocken Landschloss um. Ob der Ostflügel dabei auch eine Aufstockung erfährt oder erst später, ist unklar. Aus dem 17 Jh. stammen ornamentale Deckenmalereien.

Im 18 Jh. wird das Schloss zur Erholungsstätte für Mönche und Klosterbrüder des Klosters St. Gallen. Aus dieser Zeit muss die erste Abbildung des Schlosses (siehe unten) sein, die in der Stich-Sammlung von David Herrliberger 1770 erscheint. Die Mönche lassen 1746 im Festsaal und in der Kapelle spätbarocke Stuckdecken anbringen, die immer noch erhalten sind. 1806 nach dem Ende der französischen Revolution und nach Aufhebung des Klosters St. Gallen folgen private Eigentümer.

Das Schloss wird als Seidenspinnerei und als Lagerhalle verwendet bis Schloss und Landwirtschaftsbetrieb in die Hand der Familie Gonzenbach wechseln. Von dieser Familie wird 1863 im Schloss eine Käserei eingerichtet.

1942 übernimmt dann die Käsereigenossenschaft den Betrieb bis 1969 die Produktionsmethoden den Hygienestandards nicht mehr genügen und ein Neubau der Käserei anstelle des Schlosses erwogen wird.

So weit kommt es nicht.

Die Familie Duelli aus Freidorf erwirbt 1971 das inzwischen verwahrloste Schloss und übergibt es für 1 Franken an den Thurgauer Heimatschutz.

1976 bildet sich die Arbeitsgruppe „Pro Schloss Roggwil“ unter der Leitung von Peter Keller, die dank vieler Spenden und unzähligen Stunden Fronarbeit der Dorfbevölkerung unter Beteiligung der Gemeinde und der Denkmalpflege das Schloss neun Jahre lang renoviert. Die Arbeitsgruppe erhält zum Abschluss der Renovationsarbeiten 1985 den Schweizerischen Heimatschutzpreis.

Die Stiftung Schloss Roggwil ist seit 1979 Eigentümerin der Schlossanlage. Sie hat zum Zweck, die Anlage zu verwalten und sie weitgehend eigenwirtschaftlich im Interesse des Dorfes zu betreiben und zu beleben. Die zum Unterhalt notwendigen Mittel werden aus Gönnerbeiträgen, Spenden und durch die Vermietung der Schlossräume erbracht.

Nach wie vor trägt die Dorfbevölkerung zum Erhalt der Räumlichkeiten und der Umgebung bei.

(Autoren: Cécile Meier und Andreas Eggimann, Beratung Peter Niederhäuser, Historiker)

Ausschnitt aus einem Stich des Schlosses Roggwil aus der Herrliberger Sammlung 1770